Tolle Resonanz für die „Hypochonder“

Den Wettbewerb um den größten Schmerz gewinnt Irmgard, die bescheidene Ilse geht im Geschrei unter

Sechs Aufführungen, sechs Mal volles Haus – so die tolle Bilanz der MKV-Theatergruppe; an manchen Abenden drängten sich bis zu 170 Besuchern im Haus am Eberbach, alle wollten sehen was los ist in der Praxis Dr. Mollenhauer – und was sie sahen, erinnerte alle an den ganz normalen Wahnsinn, der sich täglich in den deutschen Arztpraxen zuträgt. Mit viel Ironie ging Suse Singer zu Werke und schrieb ihren Akteuren und Aktricen die Rollen auf den Leib. Es brauchte nur wenig Handlung, die Charaktere trugen das Geschehen schon durch ihre Präsenz. Der wehleidige und geizige Rentner Karl-Heinz, der Kochrezepte aus den Illustrierten reißt (authentisch rübergebracht von Gerd Minnich), die Plaudertasche Gerda (hinreißend: Monika Jakob), die sich hitzige Wortgefechte mit der Tratschtante Hildegard liefert (derb und trocken dargestellt von Sabine Leupold-Schröder), die aus reiner Langeweile in der Praxis sitzt; die unstete Paula Sahne, der außer Schlaf eigentlich nichts fehlt (souverän: Sigrid Liersch mit jahrzehntelangen Theatererfahrung); zum Brüllen komisch, Angela Kubas als Irmgard, die glaubt, an einer kleinen Brandwunde sterben zu müssen; auch Kai Heilmann gibt als Herr Obermann alles, um seinen Schmerz glaubhaft darzustellen. Überhaupt scheint ein Wettbewerb zu herrschen, wer am meisten leidet. Da geht Ilse, die einzige, die ernsthaft Grund zur Sorge hat, in ihrer Bescheidenheit fast unter. Christine Zeh hat den Spagat zwischen ihrer glänzenden Erscheinung und der Rolle auferlegten Zurückhaltung hervorragend gemeistert. Da taucht ein vornehmer fremder Herr in der Praxis auf. Paul Ehm bringt den zwielichtigen Dr. Riemenschneider elegant und geschmeidig auf die Bühne. Doch der vermeintliche Sportfunktionär entpuppt sich als dementkranker Opa, den seine Nichte Inken immer wieder einfangen muss. Die Rolle der Inken übernahm kurzfristig Gülhan Selcuk, die sich großartig in das Team hineingespielt hat. Richtig herzhaft geht es dann im Behandlungsraum zu. Unser Vorsitzender Jörg Hagenstein, auch im richtigen Leben praktizierender Arzt, spielt den Dr. Mollenhauer mit Routine und feiner Ironie. Das Scharnier zwischen Arzt und Patienten ist die durch nichts aus der Ruhe zu bringende Schwester Petra, mit stoischer Gelassenheit dargestellt von Christine Hemeier. Die Ersatzspielerin Gülhan war zusätzlich noch zuständig für Maske und Frisuren, auch das hat sie prima gemacht. Backstage sind noch zu erwähnen: Ferdinand Schröder, der für die Technik verantwortlich war, als Souffleuse fungierte Roswitha Thybaut-Belz und den ganzen Laden zusammengehalten hat die unermüdliche Suse Singer als Autorin und Regisseurin!

Mit sechshundert Besuchern wären wir schon zufrieden gewesen, tatsächlich haben sich rund 850 Leute über die „Hypochonder“ kaputtgelacht. Dieser Erfolg regt sicherlich an, weiter zu machen. Lassen wir uns überraschen!

Wir freuen uns sehr, der Region rund 12 vergnügliche Theaterstunden bereitet zu haben,

Ihr Vorstand des MKV…