Sie verbrachten ihr gesamtes Leben in der Musikbranche; Jürgen Rau als Manager, Richard Rossbach als Berufsmusiker. Ihre unzähligen Erlebnisse mit den Größen der Rock- und Popmusik präsentieren sie nun bundesweit als spritzige Musik-Revue. Rau vorwiegend als eloquente Plaudertasche, Rossbach als sein kongenialer musikalischer Begleiter. Vom ersten Ton an hatten die beiden Vollprofis das Publikum im Griff. Dabei machten sie sich auch über politische Überkorrektheit lustig: Bei einem Konzert in Köstritz glaubten sie einen schwarzen Zuhörer beleidigt zu haben – aber der ging nur raus, sich ein Bier zu holen. Aus dem Zapfhahn (oder heißt es feministisch korrekt „Zapfhenne“) kam Köstritzer Schwarzbier. Heute, so Rossbach, „machen wir nur noch Witze über Tofu: das ist auch geschmacklos!“ Rau war mit seinen kleinen Kindern auf einem Konzert der Heavy-Metal-Band „Kiss“. Weil Rau den Sänger Gene Simmons kannte, durften die Kleinen „backstage“ an der längsten Zunge der Rockgeschichte ziehen. Als Jürgen Rau für die Plattenfirma von Bob Dylan als Produktmanager arbeitete, musste er häufig einem neuen Song des Meisters lauschen. Der überaus launische Künstler verlangte von seiner Entourage bedingungslose Bewunderung und fragte streng: „Habt ihr den Song kapiert“, und alle nickten brav. „ Da habt ihr mir was voraus“, rief Dylan, „ich habe ihn nämlich nicht kapiert, ihr Heuchler!“ Gemeinsam persiflierten die Rock-Tales „Hey Joe“, ohne den Song lächerlich zu machen und wussten, dass Ches Chandler von den „Animals“ Jimi Hendrix im heruntergekommenen Café Wha entdeckte und mit ihm die Gruppe Jimi Hendrix Experience gründete. Als der damals beste Blus-Rocker Eric Clapton Hendrix hörte, sagte er: „Oh Gott, jetzt bin ich nicht mehr Gott!“ An Selbstvertrauen mangelte es den Superstars damals nicht. Übrigens hat der Amerikaner Hendrix in London dasselbe Haus bewohnt wie Jahrhunderte zuvor der Deutsche Georg Friedrich Händel. „Nicht nur, dass sich die Namen ähneln. Beide mussten auswandern, um berühmt zu werden“, merkte Rau lakonisch an. „Gitarrengott“ Hendrix spielte übrigens sein letztes Konzert in Deutschland. Rau war dabei: „Ich habe ihn noch nie so schlecht spielen hören.“ Drei Wochen später, trugen ihn die Drogen in den Musikerhimmel. Die Rock-Tales philosophierten auch über den Titel des Pink-Floyd-Albums „Umma Gumma“. Umma nennt man die muslimische Gemeinde und Gumma ist ein Syphilis-Geschwür – das ergäbe keinen Sinn, so Rossbach aber Rau wusste, das sei das englische Gossenwort für „GV“, also „Geschäftsvührer“. Dass sie früher die Dinge nicht so vornehm umschrieben, zeigte ein kurzer Ausschnitt eines Songs aus der Zeit, als Rossbach in seiner ersten Punk-Band „Straßenjungs“ spielte. Auf ein wörtliches Zitat wird hier verzichtet. Rossbach spielte später mit Joachim Witt in der Band Düsenberg. Als Künstler richtig Fuß gefasst hat Richard Rossbach aber erst in der Begleitband des Schlagersängers Bata Illic, das heißt, von dieser Gage konnte er erstmals gut leben. Illic forderte das Publikum gerne beim Refrain seines Hits „Michaeeela- aa-ah!“ auf, sich zu erheben, hat aber einmal übersehen, dass im Saale Klappstühle standen, was verständlicherweise zu vielen blauen Flecken führte. Dass die Beiden trotz aller Anekdoten ihre Arbeit auch ernsthaft betreiben, zeigt z. B. der „Deutsche Musikpreis Echo“, den Rossbach für die Filmmusik von Perry Rhodan bekam. Außerdem schreibt er Meditationsmusik wie auf dem Album „Flügel für die Seele“. Der Abend im „Eberbach“ aber war voll auf Humor geeicht. So fiel Rossbach auf, dass seine zahlreichen Kompositionen für Werbeclips häufig mit Alkohol zu tun hatten, „ich weiß auch nicht, wie das kommt.“ Den Vogel schossen sie ab mit Übersetzungen von Beatles-Texten. Weil das mehrsilbige „Yesterday“ nicht ins einsilbige „Gestern“ übertragbar war, sprangen sie auf der Zeitschiene zurück ins „Vorgestern“ und holten für den „Ärger“, der dem englischen „trouble“ entspricht, das gute alte „Trübsal“ aus der Mottenkiste der Poesie. Wortwörtliche Übersetzungen hier, wie auch im Song „When I’m 64“ sorgten für Lachtränen. Die zwei „alten Hasen ohne Verfallsdatum“ banden auch das Publikum immer wieder in ihre tolle Show ein. So gab es für richtige Antworten Hustenbonbons zu gewinnen, oder eine Nacht mit Richard Rossbach. Zweiter Preis: zwei Nächte! Zu einem Song von Dave Dee, Dozy, Beaky Mick & Tich holten sie sich eine „Drummer-Queen“ aus dem Saal. Birgit traf jeden Ton! Sogleich wurde die Band umbenannt: Dave Dee, Dozy, BIRGiT, Mick & Tich.
Der offenen Plauderei setzen die Rock-Tales natürlich Grenzen der Diskretion: „Wie es unter dem Hut von Udo Lindenberg aussieht, erzählen wir nicht.“ Wie sehr sie den Hamburger Nuschelrocker aber schätzen, bewiesen sie mit zwei Zugaben: „Alles klar auf der Andrea Doria“, der Lindenberg den Durchbruch als erster Rocker mit deutschen Texten brachte, und natürlich „Hinterm Horizont geht’s weiter.“ Darin deutet sich schon ein Wiedersehen mit den Rock-Tales in Stadtoldendorf an.