Kann Kunst, kann Musik, kann Glaube die multiple Krise der Menschheit lindern, gar einen Beitrag zum Frieden leisten?
Jean Goldenbaum und seine Sängerinnen und Sänger vom Vokalkreis des MKV dachten, man sollte es zumindest versuchen. Auch die Stadtoldendorfer Kirchengemeinde schien daran zu glauben, denn die Dionys-Kirche war gut besucht zur Andacht mit Musik. Pastor Friedrich Uhlhorn war leider anderweitig verpflichtet, deshalb hat Gemeindemitglied Hella Lohrengel die Andacht gemeinsam mit Dirigent Jean Goldenbaum entwickelt. So waren Wort und Musik eng miteinander verzahnt und sprach der Zuhörerschaft sichtlich aus der Seele. Anna Knackstedt aus Heinsen begleitete den Vokalkreis am Klavier. Einmal mehr präsentierte der gemischte Chor des Musik- und Kulturvereins Stadtoldendorf ein abwechslungsreiches Programm von der Renaissance bis heute, diesmal aber nicht streng chronologisch. Am Anfang stand mit „Jesus Christ On Appletree“ ein heiteres Stück der Amerikanerin Elisabeth Foster (1905-1987). Es folgte ein Sprung ins 16. Jahrhundert, das sehr bekannte „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ von Philipp Nicolai forderte die Stimmen schon etwas mehr. Die Andacht ging hier auf das sogenannte Brautjungfergleichnis ein, es veranschaulicht, dass die Ähnlichkeiten zwischen den (monotheistischen) Religionen viel größer sind, als die Unterschiede. Dazu Jean Goldenbaum: „Es gibt viel mehr Gründe für Frieden, als für Hass!“ Auf die Überzeugungskraft kommt es an, wie wir später noch sehen werden.
Goethes Ballade „König von Thule“ war Grundlage für ein Stück von Carl Friedrich Zelter, ein „Hohelied der Liebe“. Und an dieser Stelle war durchaus auch die körperliche Liebe gemeint. „Wer nach Komplimenten für die Liebste oder den Liebsten sucht, wird hier fündig“, hieß es augenzwinkernd.
Danach kam Jean Goldenbaums Vertonung des Psalm 24 zur Uraufführung. Der Text in hebräischer Sprache forderte von den Sängerinnen und Sängern volle Konzentration. Goldenbaum verlangt viel von seinem Chor, versteht es aber, in relativ kurzer Zeit die Sängerinnen und Sänger fit für die Aufführung zu machen. Kern des Psalms 24 ist König Salomons Anerkennung der Macht Gottes.
Am Ende stand ein Tanzlied vom Tielman Susato, einem französisch-flämischen Komponisten aus der Renaissance, nachdem das Thema Krieg und Frieden noch einmal in der Andacht deutlich angesprochen worden war. Als Ursache für Krieg reichten schon zwei Sturköpfe im Kampf um die Macht aus, hieß es lapidar, und „Wenn der Streit am heftigsten ist, hat man den Grund dafür längst vergessen. Nicht auf den Grund eines Streits kommt es also an, sondern auf die Folgen.“ Auch hierfür hat Hella Lohrengel eine passende Bibelstelle gefunden: Als der junge David nach seinem Sieg über Goliath zum König gekrönt wurde, war ihm, er müsse als Beweis seiner Macht in einen Krieg ziehen. Die schlaue Abigail überzeugt ihn, es nicht zu tun. Im Nachhinein ist David ihr dankbar: „Du hast verhindert, dass an meinen Händen Blut klebt.“ Die Botschaft an jeden Einzelnen: Nicht nachlassen in den Bemühungen um den Frieden. So nahmen die Besucher neben dem Musikgenuss auch noch ein Stück Hoffnung mit in die Adventszeit.
Unser Vokalkreis ist augenblicklich als Projektchor angelegt und sucht noch Verstärkung. Wer also Freude am Singen in freundschaftlicher Atmosphäre hat, melde sich unter vorstand@stadtoldendorf-mkv.de